Schwangerschaft & Familie

Vegane Schwangerschaft: Interview mit Angie von Bissen für´s Gewissen

28. November 2014

Angie von Bissen für´s Gewissen und ich kennen uns durch das Vegan Blogger Collective. Letzten Sommer trafen wir uns bei ihr in Wien und wurden fast zeitgleich schwanger! Es war richtig toll, dass wir uns während unserer Schwangerschaften austauschen konnten und schreiben uns auch jetzt noch regelmäßig, wie es unseren kleinen Buben und uns als Mamas geht. Deshalb freue ich mich sehr, sie als erste vegane Mama mit ihrem Sohn Jeff (6 Monate alt)  vorzustellen:

Angie & Jeff

vegane Schwangerschaft & Familie: Angie & Jeff

Erzähle doch kurz von dir und verrate uns, wie lange du schon vegan lebst!

Mein Name ist Angie, also eigentlich Angelika, aber so nennt mich kaum jemand. Ich lebe im schönen Wien in Österreich, bin 33 und habe die letzten 8 Jahre in einer Bogenoffsetdruckerei im Büro und Expedit gearbeitet. Vor 15 Jahren wurde ich von heute auf morgen Vegetarierin und nach meinem Umzug von der Klein- in die Großstadt vor 7 Jahren, begann ich mich mehr und mehr vegan zu ernähren und auch in anderen Bereichen (Kosmetik, Kleidung) umzustellen.

Hast Du während deiner veganen Schwangerschaft besonders auf deine Ernährung geachtet oder supplementiert?

Da mir die ersten 4 Monate ziemlich übel war und ich mich fast nur von Bananen und Kartoffeln ernährt habe, habe ich in dieser Zeit das Femibion 1 genommen, dass mir der Frauenarzt verschrieben hatte. Das ist zum Glück vegan, das Folgepräparat Femibion 2 dann nicht mehr (Fischöl). Nach dem 4. Monat habe ich nur mehr Vitamin B12 und Vitamin D (in den Wintermonaten) supplementiert, aber das habe ich davor auch schon so gehandhabt. Bei meiner Ernährung habe ich darauf geachtet viele wichtige Vitamine und Nährstoffe aufzunehmen indem ich z.b. Chiasamen schwarzen Sesam, Haferflocken und dazu Orangensaft gegessen bzw. getrunken habe. Dazu noch viel Obst und Gemüse. Oh und Schokolade, ganz viel Schokolade – das war und ist gut für das empfindliche Nervenkostüm ;)

Welche Erfahrung hast du bezüglich deiner veganen Schwangerschaft gemacht? Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?

Besonders meine Arbeitskollegen haben mich gefragt oder fast schon angenommen „jetzt isst aber schon wieder normal, nicht?“. Ich habe ihnen versichert, dass ich meiner Ernährung treue bleibe, aber es nicht ganz so streng nehmen werde, sprich vegetarischen Gelüsten auch mal nachgeben werde. Das hab ich auch getan, aber eigentlich mehr aus Bequemlichkeit als wegen Heißhunger. Heißhunger hatte ich nämlich fast nur auf Erdbeeren. Mein Frauenarzt hat überraschenderweise sehr gelassen reagiert und meinte nur, dass er kein Problem sieht, solange alle Blutwerte passen. Nun, sie haben immer gepasst.

vegane Schwangerschaft & Familie: Angie & Jeff

vegane Schwangerschaft & Familie: Angie & Jeff

Hast Du vielleicht Tipps für zukünftige, vegane Schwangere?

Ich würde es gar nicht groß zum Thema machen, damit erspart man sich Diskussionen und Ärger, also sowohl die Ernährung als auch die Schwangerschaft, denn es ist unglaublich wie sehr man als Schwangere zum öffentlichen Gut wird und alle meinen sich einmischen zu dürfen. Wichtig war mir, auf meinen Körper und mich zu hören. Dazu hat auch gehört, dass ich gegessen habe wonach mit der Sinn stand. Die Blutwerte checken und nicht von Ärzten verrückt machen lassen, denn z.b. ein niedriger Eisenwert zum Ende der Schwangerschaft ist normal und sogar wichtig, da sich dadurch das Infektionsrisiko für Mutter und Kind senkt. Außerdem hat es mir sehr geholfen viel zu lesen und mich mit anderen (veganen) Schwangeren – wie dir Katharina – auszutauschen.

Wird dein Kind auch vegan aufwachsen?

Wenn es nur nach mir ginge, ja. Aber mein Partner isst omnivor und möchte schon, dass unser Kind auch mal Fleisch kostet. Da ich mich hauptsächlich um die Ernährung unseres Sohnes kümmern werde, wird er wohl meistens vegan essen. Sollte er aber beim Papa, bei Oma oder im Kindergarten mal was anderes essen wollen, werde ich damit leben können und einfach hoffen, dass er, wenn er älter ist, sich ganz bewusst und eigenständig für ein veganes oder zumindest vegetarisches Leben entscheidet. Ich fürchte, es wird schwierig werden meiner Familie und meinem Umfeld klar zu machen, dass ich nicht möchte, dass mein Kind Tierqualprodukte konsumiert. Das akzeptieren sie bei mir schon oft nicht. Mein Eindruck ist, dass Menschen eine vegane Ernährung mittlerweile zwar akzeptieren und auch nachvollziehen können, aber sobald ein Kind ins Spiel kommt, gerne in Richtung „man soll einem Kind nicht die eigene Philosophie aufdrücken“ argumentieren. Dabei ist es doch absolut natürlich, dass man seinem Kind die eigenen Werte und Vorstellungen mitgibt. Sie entscheiden sich früher oder später sowieso für ihre eigene Meinung und das ist auch gut so.

Angies Blog: Bissen für´s Gewissen

Angies Blog: Bissen für´s Gewissen

Liebe Angie, vielen lieben Dank für das Interview!

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2 Kommentare

  • Reply Annika 4. Dezember 2014 at 09:46

    Super Interview und für viele Schwangere (die sich vegan Ernähren) bestimmt sehr hilfreich. Zum Glück findet man ja langsam mehr Informationen und steht nicht mehr so alleine da.
    Die wenigsten Ärzte, Arbeitskollegen und Familienmitglieder haben für eine vegane Schwangerschaft Verständnis und da ist es schön, wenn man sich mal (ohne Vorwürfe) austauschen kann.
    Liebe Grüße
    Annika

  • Reply Johanna 28. November 2014 at 13:01

    Tolles und vor allem interessantes Interview!
    Ich bin zwar selbst keine Mutter, würde mein Kind aber auch vegan ernähren „bis es selbst entscheiden kann“. Ich hab in Gesprächen über das Thema auch schon oft das Argument, dass man dem Kind nicht seine Philosophie aufdrücken soll gehört, sehe aber keinen Unterschied darin, ob diese Philosophie veganer oder omnivorer Natur ist. Sind die Eltern Fleischesser und geben das an ihr Kind weiter, drücken sie ihm genauso ihre Meinung auf, nur in diesem Fall scheint es leider (noch) gesellschaftlich akzeptiert zu sein.

    Liebe Grüße,
    Johanna

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