Schwangerschaft & Familie

Vegane Schwangerschaft: Interview mit Anke von Gemüsebaby

24. September 2016

„Vegane Schwangerschaft sei gefährlich und schadet dem Kinde!“ – so oder noch schlimmer liest man es derzeit in allerlei Medien. Es werden abstruse Behauptungen aufgestellt und mit Halbwissen um sich geworfen. Mich macht das oft wütend, da ich mit meiner veganen Lebensweise so viele positive Erfahrungen gemacht habe und auch in meiner Schwangerschaft keinerlei Probleme hatte!  Meine Interviewreihe mit veganen Frauen über ihre Schwangerschaft liegt mir sehr am Herzen und ich hoffe, dass sie bei so manchem Zweifel beseitigen und das eigene Bauchgefühl stärken kann!

Heute stelle ich dir Anke von Gemüsebaby vor. Sie schreibt über ihren veganen Familienalltag mit guten Geschichten und vielen Tipps. Auch ihre Rezepte sind alltagstauglich und liefern viel Inspiration.

Interview vegane Schwangerschaft mit Anke von Gemüsebaby

Interview vegane Schwangerschaft mit Anke von Gemüsebaby

Erzähle doch kurz von dir und verrate uns, wie lange du schon vegan lebst!

Hey, ich bin Anke, Ende Zwanzig und komme aus dem hessischen Darmstadt. Ich habe Online-Journalismus studiert und arbeite seit der Geburt meines Sohnes vor drei Jahren freiberuflich; ich bin als Dozentin und Social-Media Beraterin tätig und schreibe Texte rund um Ernährung und Gesundheit. Außerdem blogge ich natürlich auch, auf gemuesebaby.de schreibe über unseren (veganen) Alltag. Ich lebe schon seit einigen Jahren vegan, wie lange kann ich gar nicht genau sagen, um die sechs, sieben Jahre könnten es schon sein. Davor ich mich vegetarisch ernährt, wie das bei den meisten so ist. Irgendwann habe ich dann eben gemerkt (oder erfahren und gelesen), dass das nicht ausreicht; wenn ich wirklich etwas für unsere Welt und alle Lebewesen tun möchte, kann ich nicht einfach weiter Käse essen oder Milch trinken.

Hast Du während deiner veganen Schwangerschaft besonders auf deine Ernährung geachtet oder supplementiert?

Natürlich habe ich mir während der Schwangerschaft mehr Gedanken über meine Ernährung gemacht, Sorgen hat sie mir aber keine bereitet. Ich habe versucht auf meinen Körper zu hören und dabei möglichst ausgewogen zu essen. Zum Glück folgte auf eine ausgeprägte Taco-Chips-Phase die Avocado-Erdnussmus-Sushi-Phase ;) Supplementiert habe ich – wie auch sonst immer – Vitamin B12. Zu Beginn der Schwangerschaft habe ich auch mal Folsäure-Tabletten genommen, die ich von meiner Frauenärztin bekommen habe – nur die Tabletten mit Fischöl habe ich immer dankend abgelehnt. Ansonsten stand meine Ärztin meiner veganen Ernährung sehr positiv gegenüber und als ich ihr davon erzählt habe, meinte sie, nur weil man theoretisch alles isst, bedeutet das nicht, dass man auch gesund isst. Auch omnivor lebende Menschen könnten sich ungesund und einseitig ernähren, da wäre ihr eine Veganerin, die sich Gedanken über ihre Ernährung macht, deutlich lieber. 

Vegane Schwangerschaft: Interview mit Anke von Gemüsekind

Vegane Schwangerschaft: Interview mit Anke von Gemüsebaby

Welche Erfahrung hast du bezüglich deiner veganen Schwangerschaft gemacht? Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?

Mit meiner veganen Schwangerschaft habe ich zum Glück nur gute Erfahrungen gemacht. In meiner Familie war es fast nie Thema, alle haben mir vertraut, wussten dass ich ausreichend informiert bin und es war auch allen klar, dass ich meine Ernährung nicht von einen auf den anderen Tag ändern würde. In meinem näheren Umfeld wussten natürlich alle, dass ich vegan lebe, aber ansonsten trägt man ja kein Schild mit sich herum auf dem steht „schwanger und vegan“ – sonst würde man bestimmt doch den ein oder anderen blöden Spruch bekommen.

Hast Du vielleicht Tipps für zukünftige vegane Schwangere?

Hört auf euren Körper und achtet einfach darauf, euch ausgewogen zu ernähren – wenn ihr das nicht ohnehin schon tut. Wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr ausreichend mit Eisen, Omega-3-Fettsäuren und Co. versorgt seid, lest noch mal nach, in welchen Lebensmitteln die Nährstoffe vorkommen und setzt sie auf den Speiseplan. Aber, und das finde ich ganz wichtig: es stecken zwar viele wichtige Gründe hinter einer veganen Ernährung, aber sie soll auch Spaß machen und euch gut tun. Wenn ihr unendliches Verlangen nach einem Stückchen Milchschokolade habt, dann macht euch nicht selbst dafür fertig, wenn ihr dem nachgebt. Eine Schwangerschaft kann schon mal alles auf den Kopf stellen und so lange ihr für euch wisst, wo eure Grenze liegt, ist das doch in Ordnung. 

Wird dein Kind auch vegan aufwachsen?

Unser Sohn wächst schon vegan auf und das schon seit über drei Jahren. Wir reden viel über unsere Ernährung, er ist sehr interessiert daran, was wir essen und was nicht – und warum. Ich möchte ihm den Veganismus auf jeden Fall positiv vermitteln und ihn nicht erschrecken oder Angst einjagen, dafür ist er zu klein. Ich lebe ihm den Veganismus vor und mein Ansatz ist eher dass wir Tiere wertschätzen, wir sie sehr mögen und sie deshalb nicht essen oder ihnen die Milch und Eier wegnehmen. Für ihn ist das verständlich, er ist sehr einfühlsam und für mich ist der Veganismus Teil unseres Lebenskonzepts und einer der Werte, die ich ihm mit auf den Wert geben möchte. Wobei ich auch ehrlich sagen muss, ich bin bei meinem Sohn nicht immer so streng – zumindest unterwegs. Wenn wir zum Beispiel auf einem Geburtstag eingeladen sind, darf er auch schon mal ein „normales“ Stück Kuchen probieren, wenn er das unbedingt möchte oder eine Kugel Schokoladeneis essen. Er ist eben immer noch ein dreijähriges Kind und wenn er Schokoladeneis will, dann will er Schokoladeneis und nicht irgendein Fruchtsorbet.

Interview vegane Schwangerschaft mit Anke von Gemüsebaby

Interview vegane Schwangerschaft mit Anke von Gemüsebaby

Liebe Anke, vielen Dank für das Interview!

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